25. September 2014
3. Werkstatt-Bericht: Fachkräftig durch Bildung und Expats
Ausgangspunkt der sechsteiligen Veranstaltungsreihe „Werkstatt Basel“ ist das von der Handelskammer beider Basel 2013 für die Wirtschaftsregion publizierte Leitbild. An sechs Abenden stellt die Handelskammer gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit die Stärken der regionalen Wirtschaft auf den Prüfstand. Ziel der Werkstatt Basel ist es, Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung unserer Wirtschaftsregion zu entwickeln.
In der dritten Veranstaltung der Werkstatt Basel mit dem Titel „Fachkräftig – durch Bildung und Beheimatung ausländischer Kräfte“ lag der Fokus auf dem weltweiten Kampf um hochqualifiziertes und spezialisiertes Personal („War for Talents“). Gemeint sind jene Fachkräfte, die auch für unseren Wirtschaftsstandort speziell mit den hiesigen Life Sciences als Leitbranche von zentraler Bedeutung sind. Das Bildungssystem muss Wirtschaft und Gesellschaft entsprechen. Doch wie muss die Bildungs- und Hochschulpolitik ausgerichtet sein, damit sich die Region trotz Annahme der Masseneinwanderungsinitiative gegenüber dem internationalen Wettbewerb behaupten kann?
Diskussion
Die Schweiz ist ein erfolgreiches Wirtschaftsland und deshalb auch ein interessanter Arbeits- und Lebensort für hochqualifizierte Fachkräfte, die auf der ganzen Welt gesucht sind. Hiesige Konzerne, vor allem aus dem Life-Sciences-Bereich, investieren einiges, damit die benötigten Talente auch in unsere Region kommen, sich hier wohlfühlen und integriert werden. Auch wenn die Wirtschaft auf diese ausländischen Kräfte angewiesen ist, darf der Nachwuchs aus den eigenen Reihen nicht vergessen gehen. Das Schweizer Bildungssystem (duale Berufsbildung, Fachhochschule und Universität) mit seinen unterschiedlichen Entwicklungsstufen wird im In- und Ausland geschätzt, obwohl beispielsweise einzelne Berufsabschlüsse international anders bewertet werden als in der Schweiz. Erfolgsentscheidend ist, dass die Lernenden fachkräftig gemacht werden und Studierende genug Anreize erhalten, in den hier ansässigen Grosskonzernen ihre berufliche Laufbahn zu starten. Von der Politik wird gefordert, dass die trinationale Region Basel geschlossener auftritt und sich in vielen Bereichen verbindlicher zeigt, was wiederum dem Wirtschafsstandort in seiner Entwicklung zugutekommt. Die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Jura klappt gut, während sich der Austausch mit dem Elsass und Südbaden, da nicht wirklich entscheidungsbefugte Partner, schwierig gestaltet. So sind in verschiedensten Bereichen die Rahmenbedingungen so unterschiedlich, dass gewisse Projekte gar nicht gemeinsam realisierbar sind.
Handlungsempfehlungen und Gewichtung
Folgende Handlungsempfehlungen wurden durch die Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie durch das Publikum formuliert und durch ein E-Voting gewichtet:
1. Frage: Sind Sie zufrieden mit dem Bildungssystem in der Schweiz?
82,0% JA /18,0% NEIN
2. Die Bildungsgänge in der Schweiz sind mit einem SWISSNESS-Label (anstelle eines internationalen Labels) zu versehen.
53,9% JA / 46,1% NEIN
3. Frage an die anwesende Schulklasse im Saal: „Wollt ihr bei der Big-Pharma arbeiten oder nicht?“
54,2% JA / 45,8% NEIN
4. Frage: Übertreiben wir es in der Schweiz bei gewissen Berufsgattungen mit den Ausbildungsanforderungen?
76,1% JA / 23,9% NEIN
5. Frage: Ist das Promotionsrecht an der FHNW richtig (zB. Titelgebung „Professor“ an der FHNW)?
25,3% JA / 74,7% NEIN
6. Expats, die länger als fünf Jahre in der Schweiz leben, sollten die Möglichkeit haben, in lokalen Angelegenheiten abstimmen zu können (Einbürgerungsverfahren „soft“).
64,8% JA /35,2% NEIN
7. Die Schweizer Behörden sollen Englisch sprechen können.
70,9% JA/ 19,1% NEIN
8. Es darf in der Region Basel nur eine Wirtschaftsförderung geben.
60,0% JA/ 40% NEIN
Fazit
Das Publikum entschied bei fünf von acht der formulierten Handlungsempfehlungen mit klaren Mehrheiten, die sich zwischen 60 und 82 Prozent Zustimmung bewegten. Mit dem schweizerischen Bildungssystem ist das Publikum mehr als zufrieden. Gleichzeitig empfindet die Mehrheit der Anwesenden die Ausbildungsanforderungen bei gewissen Berufen als stark übertrieben.
Hinweis: Die Handlungsempfehlungen aus allen sechs Werkstätten werden den Entscheidungsträgern der Region übermittelt und der Öffentlichkeit kommuniziert.
Dowloads
Artikel teilen
Kommentare
Das könnte Sie auch interessieren
-
10. September 2018
«Act local - think global»
Europa ist in unserer Wirtschaftsregion omnipräsent. Wie... Weiterlesen...
-
22. März 2018
Einigkeit und Selbstbewusstsein sind gefragt
In der aktuellen Ausgabe der «Werkstatt Basel» zum Thema «Lobbying... Weiterlesen...
-
09. Februar 2018
«Hallo Bern, hier Basel - hörst Du mich?»
Paneldiskussion mit Publikumsbeteiligung per SMS-Voting: Für die... Weiterlesen...
-
13. Oktober 2017
Digitalisierung der Energieversorgung
Am 11. Oktober 2017 fand die 6. Basler Energiedebatte statt mit dem... Weiterlesen...
-
22. Juni 2017
Werkstatt Basel: (Un)Wahrheit um jeden Preis
In der aktuellen Ausgabe der «Werkstatt Basel» zum Thema... Weiterlesen...
-
26. Mai 2017
Werkstatt Basel - (Un)Wahrheit um jeden Preis
Schnelllebigkeit, soziale Medien und „Fake News“ machen es schwer,... Weiterlesen...
-
06. April 2017
CYBER-RISIKEN
Der Umgang mit Cyber-Risiken ist komplex: Wie erkennen Sie die... Weiterlesen...
-
13. Januar 2017
Unternehmertreff Liestal
Am Unternehmertreff Liestal stand das Thema Steuerreform im Fokus.... Weiterlesen...
-
15. September 2016
Wirtschaftsfreundliches Mobilitätsmanagement
Wie sieht Mobilitätsmanagement in der Praxis aus? Darüber... Weiterlesen...